#600 Geheimnisse: Fleckenentfernen und Reinigen

Flecken entfernen und Reinigen 600 Geheimnisse Hofrats Rat

Flecken entfernen und Reinigen 600 Geheimnisse Hofrats RatWie die Zeit vergeht, und mit ihr die Leidenschaft für meine 600 Geheimnisse. Aber aus gegebenem Anlass – ein viel zu guter Rotwein endete statt auf den Gaumen der Geniessenden auf iPad und frischer Hose – gebietet es mein Projekt, ein paar wirklich (!) ganz sicher (!) funktionierenden Haushaltstricks und -tipps zu listen und die jubilierenden Hausfrauen und selbstverständlich auch -männer vor den Tücken der gefleckten Kleidung zu bewahren.

230. Tintenflecke aus weisser Wäsche
entfernt man mit Zitronensaft. Es kommt dabei ganz auf die Schärfe der Tinte und das Alter des Tintenflecks an. Der Stoffteil bleibt einige Zeit in dem Zitronensaft liegen, nötigenfalls wiederholt man dieses Mittel. Etwaige gelbe Flecken lassen sich mit Kleesalzlösung entfernen; auch nimmt die letzten Spuren die nächste Wäsche hinweg.

Tintenflecke? Noch dazu Tinte, die eine unterschiedliche Schärfe hat? Selbst ich als bekennender Füllfederschreiber mit einem Vorrat an königsblauer Tinte auf die nächste vier Jahrzehnte – mein 1-Liter-Tintenfass ist noch zu gut 2/3 gefüllt – könnte mich nicht daran erinnern, dass diese Flüssigkeit einer Schärfe unterlegen hätte. Nicht dass ich sie nicht auch gekostet hätte und dann tagelang mit freiwilliger Blauzungenkrankheit durchs Leben gewaschelt wäre… Übrigens findet eine aktuelle Google-Suche nach „Kleesalzlösung“ 702 Ergebnisse in 0.28 Sekunden!

232. Tintenflecken aus Wachstuch, anderen Stoffen und von den Händen.
Der Fleck wird ganz gering befeuchtet und eine Prise Weinsteinsäure darauf verrieben, wobei der Fleck sich rötet. Bei tüchtigem Nachspülen verschwindet er gänzlich. Wasser darf vorher nicht angewendet werden.

Für Strukturformeln fehlt mir aktuell ein schönes WordPress-Plugin, insofern belassen wir es mit den Namen und der Geschichte zum Thema Weinsäure: 2,3-Dihydroxybernsteinsäure oder 2,3-Dihydroxybutandisäure bzw. Threar- oder Traubensäure. Vor der Entdeckung der Weinsäure wurde ihr Salz Kaliumhydrogentartrat, der Weinstein, für eine Säure gehalten, da er durch seine schlechte Wasserlöslichkeit im Wein leicht ausfällt, und daher für die frühen Chemiker einfacher erkennbar als die gut lösliche Weinsäure war – den Rest des Wiki-Artikels überlasse ich zur eigenen Lektüre. Was aber nun die geschätzte Hausfrau wirklich kaufen, verreiben und dann ausspülen sollte, sei ihr an dieser Stelle zur eigenen Entscheidung anheim gestellt.

236. Eiweissflecke entfernt man
mit einem Tropfen Eau de Javelle und reichlich Wasser darauf.

Klar. Hat der gut geführte Studentenhaushalt in der Grundausstattung. Sogar IKEA überlegt, dieses seit 1792 fabrikmäßig als Bleichmittel im französischen Städtchen Javel (heute ein Teil von Paris) hergestellte Allroundmittel den Bettlaken für WGs als Starterset beizulegen: Immerhin würden so die Eiweissflecken aus unterschiedlichen Tages- und Nachtbekanntschaften jeweils zumindest ausgebleicht werden. Ob einfaches Waschen nicht auch reichen würde? Oder denken die Ratgeberautoren doch eher an eine anderen Form von Eiweiss?

255. Bierflecke beseitigt man aus einem reinen Tischtuch
dadurch, dass man eine flache Schale darunter stellt und siedendes Wasser darauf giesst; aus Wolle mit Fleckseifenlösung und danach Salmiakwasser anwenden, bei weissen Wollstoffen durch Zusatz von etwas Soda; aus Seide halb Spiritus halb Wasser anwenden.

Ein Pro-Tipp. Besser insgesamt, man trinkt gar kein Bier. Alles andere wird nur unangenehm.

238. Flecken, deren Ursache unbekannt ist,
werden häufig aus Stoffen dadurch entfernt, dass man den Stoff in ein kochendes Milchbad bringt oder in Buttermilch quellen lässt. Die Stoffe werden dann in kaltem Wasser ausgewaschen und das Verfahren, wenn nötig, wiederholt.

Pro-Tipp II. In Milch baden tut Kleopatra und alle weiteren Damen, die dies für nötig erachten. Buttermilch dazu wohl die Steigerung. Offenbar sind sie alle aus unbekannter Ursache befleckt…

Übrigens: Den Tipp zum Thema Rotwein will ich schier verschweigen, so banal wie langweilig kommt er daher. Und bezieht sich weder auf iPads noch Hosen, sondern rein auf Tischtüchter. Und hier wird nicht einmal unterschieden, ob sie nun linnen, wollen oder aus Bastseide (hierzu vgl. 271. Bastseidene Kleider müssen trocken geglättet werden.) hergestellt sind. Eine Schande – wie viele Tischtücher der guten Hausfrau wurden auf diese Weise nun schon rotweinbefleckt zurückgelassen??? Nun denn:

249. Rotweinflecke in Tischtüchern
bestreut man noch frisch mit Salz, wäscht sie dann aus und legt sie in Buttermilch.

Prost!

Hofrat
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