Zeiten des Hochgenusses in Wien verbringen: 11 nicht alltägliche Tipps

2013-11-05 21.32.39Gefragt, was ich in Wien an zwei oder drei Tagen machen würde, um abseits der Tourifallen zu geniessen und doch die Stadt zu erleben, hier eine kleine Liste:

1. Besten Kaffee und Espresso und alles mit Milch aus der Mantscha, einer Preiswahl nach eigenem Gutdünken („Was dir der Kaffee wert ist…“ – viel!), dazu Müesli und Panini gibts im Caffè Couture. Mittlerweile auch ausserhalb der Garnisongasse 18 gibts im ersten Bezirk eine „Aussenstelle“.

CaffèCouture Showroom, Garnisongasse 18, 1090 Wien, Mo-Fr 8:30-17:00
CaffèCouture District 1, Freyung 2, Palais Ferstel Passage, 1010 Wien, Mo-Fr: 9:00-18:00, Sa 10:00-15:00

http://www.caffecouture.com/

2. Wenn einen die Wiener Schwester in die neuesten Hipster-Lokale im Ersten mitnimmt, hat man als grosser Bruder eh schon Glück. Insofern war die Erfahrung in der Labstelle auch ganz gut – man kann dort wohl den einen oder anderen Abend verbringen.

Labstelle, Lugeck 6, 1010 Wien, Mo-Sa 10.00–2.00

http://www.labstelle.com/

3. Schon wieder eine Schwestern-Empfehlung ist das Fischerhaus. Man geht nämlich wieder Gansl-Essen, so wie man wieder Dirndl trägt und Lederhosn, und wie man Andreas Gabalier hört und sich nicht darüber Gedanken macht, wer so alles im Bischöflichen Seminar und Gymnasium ebenfalls noch Schüler war…

Fischerhaus an der Höhenstrasse, 1190 Wien, Do/Fr 11.00-22.00, Sa/So 9.30-22.00

http://www.fischerhaus.co.at

cafe jelinek ofen4. Im Café Jelinek hab ich schon so manche Stunde und so manchen Vormittag verbracht: Zum in Ruhe Zeitunglesen, für ein zweites Frühstück mit einer „Eierspeise von zwei Eier“ (O-Ton), für selbstgebackenen Mohnkuchen, für einen weiteren Kaffee, fürs einfach Sein und Geniessen. Im Jelinek kann man Zeit haben und bekommt sie auch. Im Winter brennt der Schwedenofen und die Zeitungen sind häufig auf diverse Tische verteilt. Und ja, man trifft sie hier noch, die Künstler. Ein echter Rückzugsort. Vielleicht auch, weils kein WiFi hat. Danke dafür!

Café Jelinek, Otto-Bauer-Gasse 5, 1060 Wien, Mo-So 9.00–21.00

http://www.cafejelinek.at

5. Wer in Boboville unterwegs ist und den Abend ausklingen lassen will, trinkt Cocktails im Eberts: Es gibt die grosse Karte, also, eine echte grosse Karte. Mit nicht nur einem Gin. Oder Tonic. Und auf Wunsch und nach Lust und Laune gibts auch Drinks auf Wunsch.

Eberts Cocktailbar, Gumpendorfer Strasse 51, 1060 Wien, So-Do 18:00-2:00, Fr-Sa 19:00-4:00 Uhr

http://www.eberts.at

6. Eigentlich kommt das oder der Brandauer aus Salzburg, und wenn schon nicht das, haben sie tolle Salzburger Spezialitäten: Die Pinzgauer Kaspressknödel gibts als „kleines Häppchen“ für Zwischendurch oder als Einlage in die ganz offensichtlich selbstgemachte Rindssuppe. Eine Runde deftiger ist das saure Rindfleisch vom Werfenwenger Weiderind mit rotem Zwiebel und Kürbiskernöl, und auch sonst sollte man sich sein Wiener Schnitzel, den Tafelspitz oder die Gundelpalatschinken als Tourist nicht immer wieder im Plachutta oder im Figlmüller bestellen. Ah, Hausbier. Lecker.

Brandauer Schlossbräu, Am Platz 5, 1130 Wien, Mo-So 10.00-1.00
Brandauer Bierbögen, Heiligenstädter Strasse 31, 1190 Wien, So-Mi 10.00-1.00, Do-Sa 10.00-2.00

http://www.bierig.at/

7. Achherrje, das Phil. Alles, was das Herz begehrt: Buchhandlung, Bar, Café, Audio, Kino, Retro – jede/r HipsterIn wäre glücklich. Nur: Schon unter der Woche muss man den Damen und Herrn vom Service zu Gesicht stehen, am Weekend geht ohne Reservation gar nichts. Und die Charme der Location muss man sich halt nicht vom Personal madig machen lassen. Schon gar nicht den Kaffee, erm, die Maschine: Eine Faema E61. Womit wir wieder beim Personal wären: Die muss erst mal bedient werden können.

phil, Gumpendorfer Straße 10-12,  1060 Wien, Mo 17.00-1.00, Di-So 9.00-1.00

http://phil.info

8. Another place yet to be: Der Yppenmarkt und der Brunnenmarkt. Einkaufen geh ich persönlich viel lieber auf dem Meiselmarkt, hatte aber wohl auch Bequemlichkeitsgründe, da er direkt in der Station Johnstrasse der U3 liegt. Und vom Naschmarkt sollte man besser nicht mehr reden. Das Geschiebe und Gedränge ist vor allem an Samstagen ziemlich unerträglich und die Preise auf dem Markt (warum denn sonst… Ach, lassen wir das…) sind abgehoben, und als wir Kinder früher mal zum Kebab-Essen auf den Naschmarkt gegangen sind, aus der Grazer Provinz kommend, war das noch echt ein Erlebnis. Jetzt schmeckts auf dem Yppenmarkt tatsächlich noch gut, und die Gentrifizierung hat erst vor kurzem begonnen. Einfach mal hingehen und ein anders Wien entdecken.

Brunnengasse und Yppenplatz, Mo-Fr 6.00-19.30, Sa 6.00-17.00

http://www.wien.gv.at/wirtschaft/marktamt/maerkte/

cafe ritter sachertorte9. Wenn ein Café in den nationalen Medienfokus kommt, weil es geschlossen werden soll, und sogar über eine eigene Wiki-Seite verfügt, dann hat das Café Ritter nicht alles falsch gemacht. Vielleicht seine Besitzer und Betreiber. Aber egal, wenn das WiFi-Passwort seit Jahren „12345678“ lautet, die Herrn Ober selbstverständlich per Herr Doktor und Frau Gräfin mit dir sind, es das ganze Jahr über Pago Zwetschke gibt, man natürlich ein Sacherwürstel mit Gulaschasaft und Gebäck extra bekommen kann. Und die Ledersitze im Nichtraucherbereich so sehr abgewetzt sind, dass der Schaumstoff schon wieder rauskommt. Einfach typisch und nicht ganz so überlaufen.

Café Ritter, Mariahilfer Strasse 73, 1060 Wien, Mo-Sa 7.30-22.00, So 9.00-21.00

http://www.caferitter.at/ (seit ca. 3 Jahren in Bearbeitung)

10. Das Reisingers wäre mir ohne die Social Connection via Twitter niemals aufgefallen: Ohne dem Ja!Natürlich-Biocamp vor zwei Jahren und unter den Wochenend-Pendler-feindlichen Öffnungszeiten leidend wäre ich niemals ans Salzgries zur wochentäglichen Mittagszeit gekommen und hätte das so-sehr-Bio-dass-wir-es-nicht-einmal-mehr-hinschreiben-müssen Menu wohl nie bekommen. Also: gekocht wird frisch und bio, man twittert und instagrammisiert, wer auf Foursquare eincheckt, kriegt auch noch was. Zahlt sich nicht nur deswegen aus 😉

Reisinger's am Salzgries 15, 1010 Wien, Mo, Fr: 12.00-16.00, Di-Do: 12.00-22.00

http://www.cafe-reisinger.at/

11. Dass da nicht Glace-Macher früher draufkommen, wie einfach es ist, Eis als Manufaktur herzustellen, hochwertige Biozutaten zu verwenden und dann saisonal das, was gerade eben verfügbar ist. Naja, offenbar sind wir degeneriert genug, dass es auffällt, wenns jemand macht… 18 wechselnde Sorten: aktuell sind dies  Marille, Erdbeere, Himbeere, Birne, Dirndl, Maroni, Zotter-Schokolade, Haselnuss, Butterkeks, Kürbiskernöl, Vanille, Alpenkaramell, Graumohn, Topfencreme, Ziegenkäsesorbet, Pferdeäpfel, Vanille-Chai-Küsschen, Edelbitterschokolade — Kiwi ist laut aktueller Facebook-Mitteilung leider aus…

Eis Greissler, Rotenturmstrasse 14,  1010 Wien, saisonal bedingt (Mo-So aktuell 12.00-21.00)
Sporgasse 10, 8010 Graz, leider schon in der Winterpause

http://www.eis-greissler.at/

Wie immer, höchst saisonal, höchst subjektiv, höchst vergesslich, weil dann gäbs ja immer noch das Paolos, die Kaffee-Bar Akrap und und und… Mal sehen, solche Listen lassen sich ja immer wieder ergänzen und erweitern. Aber da ja Buzzfeed-Listen im HuffPo-Style ja gerade in sind… 😉

Hofrat
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5 Kommentare

  1. Gnädigster Hofrat
    Irgendwann letztn Jahres hab ich mir Ihre wohlwollenden Tipps abgespeichert, zwecks Wienbesuchs. Ich muss dazu sagen, dass ich seit 1976 schon drölfzig Mal in der Stadt war, doch zu wissen, was grad angesagt ist, ist erfahrungsgemäss schwierig. Ich hätt ja gerne alle Lokalitäten abgegessen, doch letztlich war bei diesem Besuch nicht nur Angesagtes angesagt, sondern auch das, was für jeden Wiener kalter Kaffee ist: Kaffeehäuser. Das Ritter war eine Entdeckung, sieht es doch jetzt noch so schäbig und verraucht aus, wie weiland das Schwarzenberg oder das Museum. Die sind jetzt alle reloaded. (Das Passwort im Ritter aktuell: espresso.) Das Europa ist plus-minus gleich wie früher, halt mit separatem Raucherbereich. (Dass man in Wien in jedem Kaffeehaus ein gutes Wienerschnitzel bekommt, muss ich Ihnen nicht sagen, aber den meisten Wienreisenden, vor allem, wenn sie aus der Schweiz kommen.) Nett gegessen haben wir übrigens im Amacord, das auch sonntagabends spät eine gute Küche bietet (beim Naschmarkt).

    Für Ihre Liste hätt ich noch einen Tipp: Das Hammam im «Aux Gazelles», 6., Rahlgasse 5, (gleich neben dem Museumsquartier). Weil man während eines Wienbesuchs auch mal entspannen soll. Leider waren das dazugehörende Café, Brassierie und dergleichen wegen Umbau geschlossen, aber der Hammam war sehr angenehm. http://www.auxgazelles.at

    So, nun wünsche ich frohe Ostern. Und verbleibe höflichst:
    Textonia (nicht zu verwechseln mit Titania)

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