Nato hat uns eingeladen. Zum Essen, zu ihr nach Hause. Und um einen Tag mit und bei ihr zu sein. Und danach durfte sogar noch einer von den Explorern – die Sympathien lagen von Anfang an bei Valentin, warum bloss? 😉 – in ihrem Haus eine Nacht verbringen.
Alles in allem grossartig: Nach meinen Erfahrungen in der Wärme von Bangladesch, Tansania und Georgien ist es doch sehr geerdet, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, allerdings in einer feuchten Kälte der kolchischen Tiefebene, etwas Ähnliches nochmals zu erleben. Kochen ist ja schön und gut, aber hier heisst Feuern eben in der Kälte Holz hacken. Und es ist kein über zwei Sommer getrocknetes und abgelegenes Buchen- und Eichenholz, es sind die feuchten Birkenstücke und spänige Kiefern. Und die mit einer stumpfen Hacke zerteilen… Aber das ist eine andere Geschichte.
Brot: Ja, das frisch gebackene Brot schmeckt wohl überall auf der Welt, wenn man aber den Teig noch mit angerührt und geknetet hat (Teig heisst: Mehl, Wasser, Salz, Hefe) und beim Backen einfach mal daneben steht, umso feiner. Aber halt: Backen? Der natürliche Backofen ist das sogenannte „heisse Fass“: In einem doppelwandigen Fass, innen mit Beton ausgegossen, werden die Abfalläste zur Glut verbrannt, dann Bruchstücke von Ziegelsteinen als Wärmespeicher auf die Glut geworfen und mit rostigem Metall abgedeckt. Wärme speichern. Umluft-Backofen. Quasi.
Next step: Den gegangenen Teig in gleich grosse Portionen teilen, mehlen und flachdrücken, mit ein paar Tupfern Wasser bespritzen und an die Innenseite des heissen Fasses kleben. Zuerst denken wir uns ja alle: Klar, Brot, an die Innenseite eines Fasses geklebt und dann gebacken. Blaaaa. Und doch: Warum solls denn so nicht klappen? Das Wasser mit dem Mehl ist ein perfekter Klebstoff, durch die Hitze, die an der Innenwand entlang nach oben zieht, wird der flache Teigfladen durchgebacken. Gut, mal rutscht doch ein Teigstück nach unten, verbrennt, Pech: Kratzt man die verbrannte Kruste eben einfach ab.
Der Geschmack? Unschlagbar: Brot aus dem heissen Fass, in Georgien, im Dorf Dimi, bei Nato. Selbstgebacken. Hey, es ist doch einfach nur Brot? Nein, es ist Brot, das gemeinschaftlich gemacht wurde: Die Nachbarin und gleichzeitig Schwägerin von Nato hat mir ihr gemeinsam den Teig gemacht. Und sie haben auch die Teiglinge vorbereitet. Ihre Schwägerin hat das Feuer gemacht, die Männer stehen daneben und tun nichts. Sind aber immerhin da. Und immer wieder wird geschaut. Gute Tipps gegeben. Und als es fertig ist, werden die weiteren Nachbarn zum Verkosten eingeladen. Und natürlich kriegen wir Gäste das erste Stück, und noch ein Stück, und ja, bitte, nehmt noch. Ein Wunder, dass nicht auch schon der selbstgekelterte Wein oder Schnaps geholt wurde…
Ganz eine tolle Frau, diese Nato. Ihr Mann ist seit mehr als 20 Jahren verstorben, sie ist Witwe, der gemeinsame Sohn Grigori war damals gerade erst 8 Monate alt. Und ihr Schwager und ihre Nachbarn sind für sie und mit ihr da. Übrigens, Nato ist auch in der Gemeinde von Dimi zuständig bei World Vision, um die Kinder für das Sponsorship-Programm auszuwählen und ist mit voller Begeisterung eine Voluntärin auf lokaler Ebene. Von ihrer Herzensfreude gibts sie noch mehr weiter. Fast ist es zur Nebensache geworden, weshalb wir bei ihr auf Besuch waren, das Kennenlernen von der World-Vision-Arbeit direkt bei den Leuten vor Ort. Aber wenn Nato eine der Botschafterinnen von WV ist, braucht man sich wenig Sorgen zu machen, dass die Arbeit hier nicht nur nach Zahlen und Fakten gut läuft, sondern mit Herz gemacht wird.
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