Start! Up! Neue Gedanken, junge Gedanken (1)

Introduction: Startup-Camp Basel 2011

Das diesjährige Startup-Camp in Basel vom 19. Februar 2011 (Infos; Credits: i-net / FHNW; CTI invest / ips;  Hashtag) war eine neue Erfahrung für mich. Unternehmerisch denken und handlen ist mir durchaus zu Eigen, aber in meinem bisherigen Lebenslauf war das Szenario „Unternehmer“ schlicht nicht präsent.

Umso spannender war es, sich vorbehaltslos auf die Idee „Start-up“ einzulassen: Es braucht eine Idee, einen Businessplan, Überzeugung, das nötige Kleingeld und ein paar Investoren, und schließlich auch noch das Quentchen [yeah: e statt ä, Rechtschreibreform in your face:  „Herkunft: Fälschlicherweise legt die neue Rechtschreibung Quäntchen in dieser Schreibweise fest und damit, dass es von Quantum abstammt. Es ist aber eine Verkleinerungsform (Diminutiv) von Quent.] Glück.

Glück? Toni und Dorian von Memonic stellten die Gleichung auf: <Luck = when preparation meets opportunity; Success = hard work x luck> – ist Glück also planbar, vorbereitbar? Nun, die beiden heißen Wörter „Glück“ und „Zufall“ wurden den gesamten Tag übertunlichst vermieden…

Also, rein in die Sessions, was gabs zu hören? Jeweils vier Sessions parallel, leider thematisch wenig gut verteilt, also musste man sich entscheiden: The good, the better and the ugly – Entscheidungskompetenz und -freudigkeit soll aber gerade in der frühen Phase zu den wesentlichen Eigenschaften der Start-Uppers gehören 🙂

1. Session: Das Startup-Weekend

Remy von Supertext und Reto von Doodle stellten die Idee eines Startup-Weekends vor: Ganz ähnlich dem CreateCamp Klagenfurt vom 4.-6. Februar 2011 sollen die ideenschwangeren Gründungswilligen von der Elternberatung über die Geburt bis hin zur Vorschule Kindergarten samt Kinderkrankheiten und ersten Zähnen unterstützt werden. Zu viel der Metaphern? Jeder hat unzählige Ideen, aber es geht darum, diese auch umzusetzen, zu monetarisieren und darauf aufzubauen – „just do it“. Die Idee alleine hat noch keinen Wert.

Weitere Infos zu ihrem Projekt gibts auf der Seite des Sponsors des Startup-Camps, auf Amazee.

2. Session: DeinDeal.ch

Viel hört und liest man über location-based buying, Groupon (formerly known as CityDeal), DailyDeal und eben nun auch DeinDeal setzen auf das Geschäftsmodell: „local customers like to buy at local shops“ [Nur die ganz abgehärteten Fans britischer Comedy werden nun an den „local shop“ von Edward und Tubbs in Royston Vasey denken…].

Das System funktioniert nach einem gegenläufigen marktwirtschaftlichen Prinzip, nämlich dass bei erhöhter Nachfrage der Preis eines Produkts nicht steige, sondern durch gebündelten Einkauf eines einzelnen Produkts der Preis desselben sinke. Verkauft werden ausschließlich Gutscheinde, die einen bestimmten Rabatt gewähren, wenn sich genügend Interessenten zusammenfinden. Das Unternehmen erhält in diesem Fall eine Provision.

Flavio Rump berichtete von den Methoden zur Gewinnund von Aufmerksamkeit und Kunden sowie speziellen, die Kundenbindung steigernden kleinen Tricks und Maßnahmen: Gemacht werden nur <affiliate or click deals>, Monitoring wird groß geschrieben <everything we do is measured>, die Landingpage ist durch Google resp. IP-optimiert jeweils stadtbezogen, außerdem gilt, wenn man auf die Landingpage kommt: <people do not want to register, they want to get great deals>.

Danke für die Tipps zu den Conversion Tracking Tools sowie zu Demographical Ads: Alchemy Social Facebook, Mixpanel, Olark, Opitmizely, Clicktale, Adsense.

3. Session 24 random hints from memonic

Dorian und Toni hatten schon am ersten Startup-Camp 2010 präsentiert, es folgte somit die Fortsetzung (Video des Fowa-Startup-Talks) der nächsten 24 random hints, „stingenterweise“ mit Folie #24: „It's hard serious work, but don't take yourself too seriously“.

Having said that war nun klar, worauf dieses geniale Duo hinauswollte: Leute, seid einfach mal vernünftig! Seid klar, nüchtern, verständig, realitätsnah. Keine Frage: Hinsetzen, nachdenken, ruhig bleiben, ein bisschen auf sein Bauchgefühl vertrauen – und schon werden diese 24 Tipps zur Selbstverständlichkeit.

Beispiel gefällig? <hired persons need to have a clue: you don't have to love but like them>. Klar, gerade in Startups muss das Team stimmen; wenn man nicht gerade schläft, verbringt man den Rest der Zeit jeweils fokussiert auf seine Idee, seine Firma, seine Leute. Und gerade am Anfang kann man es sich schlicht nicht leisten, Zeit und Kraft auf Kindergartenspielchen à la Wer-hat-wen-lieber und ähnliche gruppendynamische Prozesse verwenden. Ideen sind da, Menschen müssen sie umsezten: Offenheit und Transparenz sind dann gerade dann umso wichtiger, wenn diese menschlichen Entscheidungen über big-or-break entscheiden. Wenn doch nur alle Firmen ihr Personal auf diese Weise rekrutieren würden…

Eine eine weitere These: <Don't waste time doing things that others do better than you>, lass also andere das machen, was sie besser können als du selbst. Wie evident: Hat irgendjemand in der frühen Phase die Zeit, Nerven und gar (finanziellen) Ressourcen, sich um einen nicht funktionierenden Email-Server zu kümmern – wenn es doch GoogleMail gratis gibt? Eine ganze Folie voll mit Tools, Programmen, Servicelösungen belegt, wie sehr man einfach nur das Bestehende, für gut und wertbringend Befundene nutzen kann – und soll!

Hoffentlich werden alle Slides noch geshared.

4. Session: leumund.ch

Der @leumund und ich… dazu später mehr, vielleicht… Aber wir sind uns jedenfalls zu 100% einig, wenns um das Stichwort „Authentizität“ geht: Authentisch ist der Christian Leu, ob er nun ein „Netzaktivist“ sein mag oder die Zier anderer, weniger klangvoller Titel auf sich vereint.

Jedenfalls hielt er die einzige (bärn-)deutsche Session zum Thema Blogging bzw. Social Media. Wenn jemand seit 2001 bloggt, innovativ und neugierig im Ausprobieren ist (und sich zB im Jahr 2010 erfolgreich traut, wieder einen Email-Newsletter „linkriss“ zu starten) und trotzdem das wesentliche nicht aus dem Blick verliert, nämlich die Menschen hinter all den Tweets, Blogentries, Statusmeldungen usw – dann ist die Vorstellung seines (Social-Media-) Selbstverständnisses eine wertvolle Erfahrung.

Bloggen – das How-to in 10, von mir knackig-kurz kommentierten Punkten:

  1. <Thema>: Special Interest Blogs sind spannender und lesenswerter.
  2. <Brand>: Mach dich zur Marke, bleib dir treu.
  3. <Write>: Die einzige, echte, unumgängliche Regel.
  4. <Share>: Wenn du willst, dass du gelesen wirst.
  5. <Discuss>: Wenn du nicht nur einmal gelesen werden willst.
  6. <YouYou>: Authentizität rulez.
  7. <Patience>: Geduld muss man lernen, gerade wenn die Ideen und Texte nur so aus einem sprudeln.
  8. <Persist>: Fang an, bleib dran.
  9. <Money>: Die immer wieder gestellte Frage nach der Monetarisierung von Blog-Inhalten: Sponsored Links, Affiliates, bezahlte Agenturblogs, Amazon-Links, Google Adworks, gekauftes Marketing usw. Wenn die Frage „monetize it“ überhaupt von Relevanz ist, scheint mir Transparenz die Antwort zu sein: Werbung kennzeichnen, wo es Werbung ist und Sponsoring deklarieren – oder schlicht unabhängig bleiben und auf Micropayment-Systeme wie Flatter (vgl. unten) setzen.
  10. <Deins!>: 9 und eine Regel: Mach dein eigenes Ding, halte dich an keine Regel außer an die von dir selbst gesetzten.

5. Session: the QuantifiedSelf by Quantter

Eine hochspannender und nachdenkenswerter Ansatz auf Basis von <public is the new defauld mode>: Beliebige Leute geben freiwillig private Daten, und insbesondere Datenserien bekannt. Running-Apps tracken, welche Strecken man in welcher Zeit zurückgelegt hat, man twittert, den wievielten Kaffee des Tages man gerade trinkt oder tauscht sich in Spezialforen etwa über die (Selbst-) Medikation bei Krankheiten und deren Auswirkungen aus.

Hier setzen Quantter an und messen das Messbare. Psychologisch nachvollziehbar entsteht durch die Veröffentlichung eine gewisse soziale Kontrolle, die wiederum zu einem persönlichen und individuellen Ansporn wird, sich in der Sache, die man vorher freiwillig veröffentlicht und trackt, zu verbessern resp. sein Ziel zu erreichen. Eine spannende Idee, für die es wohl auch einen Philosophen wie Co-Gründer Denis braucht…

To sum up: „Every startup needs an in-house philosopher, I recommend @hofrat #scs11“

Fortsetzung folgt: <Die Randnotizen>.

Hofrat
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