Im Jahr 2011 sollte eine Reise sowie deren Planung zeitgemäss ablaufen, dachte ich mir, ich guter alter Europäer. Man hat sein Android-Smartphone, kauft sich eine lokale Prepaid-Simkarte mit einem Datentarif, reduziert sein reguläres Surfverhalten und nützt dafür öfter Seiten wie Tripadvisor, Foursquare oder Qype (und ganz viele andere dieser helb-and-find-Kategorie). In Europa hätte ich mich zu den Digital Residents oder gar Natives gezählt, diesen Status habe ich in den zweieinhalb Stunden Wartezeit beim Immigration Officer am Dulles Airport wohl abgelegt…
Die USA sind anders
Für eine Dataplan, prepaid und simple, versuchte ich, auf allen nutzbaren Kanälen eine Lösung für die USA zu finden: 10 Tage in den Staaten, ein paar Ausflüge in National Parks, Aufenthalte in Washington DC und New York City sind geplant: Google Maps, Wiki-Infos, aktuelle News und Wetter, Restaurants und Bars, special discounts zu Shops… Diverse Blogs (beste Zusammenfassung von Dennis Bournique) und die Websites der Mobilfunkanbieter sowie von Resellern hatten für mich vor Abflug schliesslich zwei Angebote als optimal ausgewiesen:
- AT and T bietet das GoPhone-Paket an: Dataplan, 100 MB, 30 days valid, 20 USD
- Virgin Mobile hatte ein Broadband2Go im Angebot: 100 MB, 10 days, 10 USD – perfekt für meine Zwecke.
Doch Immigration begann auf Twitter: Der Account von Virgin Mobile dient rein zu Marketingzwecken und den Fragen fürs Offensichtliche; insofern kam meine Frage, ob/wo ich den Dataplan kaufen könnte, zu keiner Antwort.
Der Shop-Besuch von zwei AT and T-Läden in Washington und Georgetown erbrachte die Erkenntnis, dass dieser Dataplan explizit nicht (!) für Smartphones (i.e. iPhone and Android) angeboten wird, sondern nur für „regular phones“ (quasi wap-Verbindungen). Ein weiterer Telekom-Store mit Angeboten aller Anbieter und Reseller erklärte mir schliesslich, dass man nur sog. „monthly plans“ anbieten würde. Die billigste Variante wäre somit von Simple Mobile: 40 USD Activation and Sim Card Fee, danach 50 USD für nationwide free phoning, wordwide free texts und – der Kracher – 100 MB of Data; für 60 USW gäbe es allerdings eine full flat rate – everything incl.
Nun, 100 USD für 10 Tage Datenleben als (low budget) Reisender in den USA sind eindeutig zu viel. Starbucks und die allermeisten Lokale bieten free WiFi, meine Reisebus nach New York, Megabus, bietet für die knapp 4 Stunden dauernde Fahrt ebenfalls wireless Internet. Also kommen meine Tweets zu für CET relativ unmöglichen Zeiten, die Checkins auf FourSquare halten sich im Rahmen (was wohl aus den viele „echten“ New-York-Badges wird?!), das Scannen von QR-Codes und ontime-onspot Infos via Wiki, Qype und Co sind schliesslich zu teuer. Folge: Baedeker gekauft, Strassenkarte in der Hand, Android in der Tasche.
So tickt dieses Land: Wer sich Service leisten will, kann ihn sich leisten – und zahlt für diese Leistung. Daraus folgt, dass Personen von dieser Leistung ausgeschlossen werden, vorsätzlich und absichtlich. Amerika ist anders.
Lieber Hofrat,
es gibt gewisse Dinge, auf die kann man sich anscheinend nicht vorbereiten :-D. Als Trost sei dir gesagt, wenn du es gekauft hättest, wäre es sicher eh schrottig gewesen. Und mal ganz ehrlich. So mit Strassenkarte und Reiseführer in der Hand und auf der Suche nach WIFi fühlt man sich gleich abenteuerlicher…
Anni Versum