Beiträge sollten niemals damit beginnen, dass sie am Anfang bereits festhalten, dass sie sich explizit nicht zu einem bestimmten Thema äussern. Vielleicht wird sich die Rhetorik-Forschung beizeiten einen Namen für diese Figur überlegen, weil die klassische “Praeteritio” oder “Paralipsis” 1Eine Praeteritio (auch Präterition, lateinisch praeterire ‚übergehen, auslassen‘) oder Paralipse (auch Paralipsis, griechisch παράλειψις paraleipsis ‚Unterlassung‘) ist eine rhetorische Figur, bei der man vorgibt, ein Thema (einen Gedanken, einen Gegenstand) übergehen zu wollen, es aber eben durch diese Ankündigung doch erwähnt und so besonders hervorhebt. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Praeteritio. ist für das Phänomen, dass jeder auch noch seinen Senf zu etwas geben muss, dass hinlänglich und von allen Seiten besprochen, diskutiert, entwickelt, kritisiert und wohl auch abgeschlossen ist, schlicht zu kurz gegriffen.
#icebucketchallange
Denn nun hat mich Nico nominiert, also auf Facebook getaggt, nun auch bei der #IceBucketChallange mitzumachen. Wie gesagt, dazu scheint mir nun wirklich alles gesagt zu sein:
- Laut, gross, viel: Weltweiter Buzz, und mein Anfang war bei Bill Gates‘ Nominierung durch Marc Zuckerberg
- Im Sinne der Aktion, aber ironisch bis hin zu diversen bösen Verarschungen: Capain Piccard alias PStew füllt einen Spendenscheck aus und giesst sich einen Whisky on the Rocks ein bzw. Benedict Cumberbatch und seine Multinominierungen sowie die Ergänzung, für eine andere Organisation zu spenden
- Gutmenschliches Tränendrücken hat auf Vice seinen Höhepunkt erlebt: Das Schlimmste an der Ice Bucket Challange sind ihre Kritiker
- Schlechtmenschliches, und das “Ich hab das eh schon immer alles gesehen” ist dabei noch harmlos: Freitag.de: Eis-Bucket-Scheiss
- Objektives Kritisieren: Ja, auch diese ALSA-Organisation steckt krass viel Geld in Werbung, Marketing, Fundraising und damit viel zu wenig in ihr eigentliches Charity-Ziel, nämlich Forschung an der Krankheit: Handelsblatt: „ICE BUCKET CHALLENGE“: Die Angst der Deutschen vor dem Eiswasser und sehr lesenswert auch Spiegel Online: „Ice Bucket Challenge“: Was die Alsa mit ihrem Geld macht
- usw. usf.
Clicktivism → Virality
Was mich wirklich wundert und wohl auch fasziniert: Nach Kony2012 und all dem, was das Netz zum Thema Fundraising und Charity und Clicktivism, Slacktivism und “Turning the world better by liking” bis hin zu “Lasst uns Diktatoren durch unsere Retweets stürzen” bereits zutage gebracht hat, gelingt es Organisationen wie nun der ALSA immer wieder, sich dieser globalen Mechanismen von Viralität zu bemächtigen und die basalen Mechanismen zu bedienen, die zu einem “Share” führen: EMOTION über alles – je einfach die Emotion, desto erfolgreicher das Share, nah aber nicht zu nah; zudem funktionieren Menschen eher über Lachen als über Grausen und Ekel. Damit gelten folgende Bestandteile für den Grundteig einer viralen Masse:
- LOL
- win
- OMG
- cute
- trash
- schadenfreude
- fail
- WTF
Ich nehme diese Nominierung trotzdem als Anlass, mal wieder meine Gedanken zum Thema “Wie man besser Gutes tut” zu formulieren – und werde auch entsprechend handeln bzw. habe gehandelt.
Soziales Engagement: nachhaltig und transparent
Für mich gehört soziales Engagement zu meiner Person wie atmen, essen, trinken, ich bin auch von klein auf damit sozialisiert worden und bin meinen Eltern dafür unendlich dankbar, dass sie mir gezeigt haben, dass es wichtig ist, sich auch um das Wohl anderer zu kümmern: Sei es im physischen Einsatz und direketen Anpacken, zB im Grazer Caritas Marienstüberl oder im Vinzi-Tel, bei xtausend Aktivitäten in der Pfarre Graz-St. Veit, bei diversen Vereinen etc. Aber auch den globalen Ansatz habe ich von Anfang an vermittelt bekommen: Wenn die Sternsinger Jahr für Jahr Geld sammeln (Fundraising-Aktion der Drei-König-Aktion der Katholischen Jungschar), wird dieses Geld an diverse NGOs weitergeben, die Projekte vor Ort laufen haben. Oder später dann für eine NGO zu arbeiten, die Entwicklungszusammenarbeit weltweit unterstützt. Oder dann bei der eigenen Firma 10% der Arbeitszeit in karitative Projekte, die der Transparenz und Nachhaltigkeit verpflichtet sind, anzugehen.
Das sind die beiden Grundfesten, die für erfolgreiche Entwicklung, egal von welchem Niveau auf welches Niveau, verantwortlich sind:
- Was nachhaltig ist, ist nicht kurzfristig, ist nicht einmalig, ist nicht exklusiv, ist nicht kampagnen-orientiert, ist überpersönlich, ist austauschbar. Es geht um ein Handlungsprinzip zur Nutzung von Ressourcen, wobei die selbstbezogene Systemerhaltung sowie die organische Entwicklung bei gleichzeitiger systemischer Stabilität sowie der natürlichen Regenerationsfähigkeit des jeweiligen Systems im Vordergrund steht.
- Die Währung der Nachhaltigkeit ist Transparenz: Wer sich diesen Prozessen unterwirft, ist zu persistenter Transparenz verpflichtet. Insbesondere, wenn die Ziele der Tätigkeit nicht einzig dem eigenen Wohl dienen.
Daher meine Regel: Tu Gutes. Sprich manchmal darüber. Tu weiterhin Gutes.
KIVA Microfinance
Ich engagiere mich regelmässig auf KIVA und lade immer wieder andere ein, dieses System zu testen – über meine Einladung und sein Engagement auf Kiva hat Michael Neumayr aka nachrichtenfluss.net unlängst ausführlich gebloggt: Ich bin ein Mikrokredit-Hai – hoffentlich ein guter.
Es ist super-einfach: Der erste Kredit von 25 USD ist gratis: Er wird von Gross-Donatoren zur Verfügung gestellt, damit jeder einfach ausprobieren kann, wie es läuft – nämlich ganz einfach: Man wählt den Kreditnehmer und dessen Projekt, vergibt den Kredit und wenn das Projekt finanziert ist, beginnt die Rückzahlung.
Was ich bei Kiva besonders spannend finde, ist das 100%-Modell, auch charity:water wendet dieses Modell an: 100% des Betrags gehen an das Prohjekt, dh von der Kreditsumme werden keine Abzüge für Marketing, Werbung und Administration gemacht werden. Diese können im Verlauf der Kreditvergabe quasi “on top” gegeben werden: Wer zB 50 USD für ein Agrar-Projekt in Nicaragua aufwendet, kann zusätzlich zb noch 10% für die Organisation einzahlen. Der effektive Betrag liegt dann bei 55 USD, die von meiner Kreditkarte (oder Paypal) abgezogen werden; 50 USD erhalte ich im Lauf der Zeit zurück und kann den Betrag reinvestieren oder mir auszahlen lassen.
Da das System von Mikrokrediten nicht in allen Teilen der Welt gleich gut ankommt und wirkt – insbesondere in Südostasien, wo das Kastensystem noch ausgeprägt ist und finanzielle Schulden zum sozialen Abstieg führen können, der nicht oft auch mit Suizid endet -, habe ich mich entschlossen, vorderhand in Regionen zu investieren, die ich 1. persönlich kenne (Nicaragua, Georgien, Tanzania, die Suche nach “My Journey” wird dazu weiterhelfen” und 2. die bereits einen gewissen Grad an Entwicklung vorweisen können: Wer sich um die Lebensbasis kümmern muss, hat nicht allzu viel Motivation, ein mittelfristiges Kleinwirtschaftsprojekt konsequent und langfristig anzugehen.
Und wie versprochen, habe ich soeben einen weiteren Kredit vergeben: Marcial Ignacio, ein Bauer aus Managua, Nicaragua, braucht für seine Kürbis- und Zucchini-Felder sowie seine Papaya-, Mango- und Limettenbäume Düngemittel, der Kredit in der Gesamthöhe von 600 USD hat eine Repayment-Dauer von 14 Monaten und vom Fieldpartner Afodenic betreut, einer Spezialbank für agragrische Mikrokredite in Nicaragua.
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Nun also: Statt mich mit Eiswürfelwasser zu übergiessen, statt in steirische Äpfel zu beissen oder einen Baum zu pflanzen (Vin Diesel: #plantatreeforgood), werde ich mein am 15. März 2012 begonnenes Engagement auf Kiva weiterhin fortsetzen, die zurückbezahlen Kredite reinvestieren und bisweilen die Beträge auffüllen und jeweils ein paar Prozente für die Organisation spenden. Und jetzt nominiere ich mein Hofrat-Suess-Team Marc, Michael, Rene und Alexi, um es mir gleich zu tun, und alle anderen, die wollen: Denn der erste Kredit ist gratis! 25 USD for free!
- Gratis 25 USD für den 1. Kiva-Kredit bekommen: http://www.kiva.org/invitedby/clemens5570
- Wer sich auch gleich noch der der Gruppe “SwissTweets” anschliessen will: http://www.kiva.org/invitedto/swisstweets/by/clemens5570
- 1Eine Praeteritio (auch Präterition, lateinisch praeterire ‚übergehen, auslassen‘) oder Paralipse (auch Paralipsis, griechisch παράλειψις paraleipsis ‚Unterlassung‘) ist eine rhetorische Figur, bei der man vorgibt, ein Thema (einen Gedanken, einen Gegenstand) übergehen zu wollen, es aber eben durch diese Ankündigung doch erwähnt und so besonders hervorhebt. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Praeteritio.