Das Herrenvolk. Über eine Insel der Unseligen.

auslaenderausweisJa, ich bin ein bekennender Fan und überzeugter Verfechter des Schweizer Modells der direkten Demokratie. Heute, am 9. Februar 2014, haben 50.34% der Schweizer Stimmbürger der Masseneinwanderungsinitiative der SVP zugestimmt. Diese besagt, dass die Personenfreizügigkeit mit der EU wieder durch Kontingente ersetzt werden sollen. Dadurch haben zB Firmen nicht mehr die Hoheit, ausländische Arbeitskräfte anzustellen – dies wird in der Verwaltung von Bundesbern entschieden -, zudem sollen zB Familiennachzug, Studierendenprogramme sowie die allgemeine Einwanderung in die Schweiz neu reguliert werden:

„Art. 121a (neu) Steuerung der Zuwanderung: 1 Die Schweiz steuert die Zuwanderung von Ausländerinnen und Ausländern eigenständig.“

Für mich persönlich ist dies ein Schlag ins Gesicht, ich fühle mich hier nach nun bald sieben Jahren nicht mehr willkommen: Auch wenn ich den 49.66% damit vielleicht unrecht tue, ist doch jeder zweite hier gegen mich und Menschen wie mich. Max Frisch dazu 1965: „Ein kleines Herrenvolk sieht sich in Gefahr: man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen.“

Meine Gedanken habe ich in drei Tweets versucht, auf den Punkt zu bringen – sogar der Spiegel scheint davon beeindruckt:

Ich bin Ausländer. +50.x% wollen mich hier nicht. #abst14 #MEI #schweiz pic.twitter.com/VzWifhKlIs

— Clemens M. Schuster (@hofrat) 9. Februar 2014

 

Was ich mir jetzt wünsche: EU-Sanktionen gegen die Schweiz, Zoll-Erhöhungen, Grenzkontrollem, Visums-Pflicht #abst14 #MEI

— Clemens M. Schuster (@hofrat) 9. Februar 2014

 

Zwei Sachen: Eine Mauer um die Schweiz und der Rest unter die Guillotine (-klausel) #abst14 #MEI

— Clemens M. Schuster (@hofrat) 9. Februar 2014

Wie pervers, Menschen aufgrund ihres Reisepasses zu klassifizieren! Wenn eine amerikanische Diplomatin dafür verurteilt wird, in einem Telefonat über die Rolle der EU in der Ukraine unverschlüsselt und deutlich „Fuck the EU“ gesagt zu haben, bleibt für heute nur mehr ein „Fuck the CH“. Es musste in der Schweiz das Jahr 2014 werden, dass sich die tumben Blut-und-Boden-Bünzlis durchgesetzt haben gegenüber einer liberalen, modernen, aufgeschlossenen und offenen Schweiz. Das Herrenvolk setzt sich durch, man pickt sich die Rosinen aus dem Kuchen und wähnt sich auf einer Insel der Seligen.

Der Volkswille geschehe: Eine unheilige Allianz von SVP-Werbegeld, altmodischen und langweiligen Gegen-Abstimmungskampagnen mit sinnbefreiten und unverständlichen Sujets, fehlendem Mut der Politik und der Parteien sowie der Medien, einer Schönwetter-Rhetorik der Classe politique und der Classe économique und in einer Vogelstrauss-Mentalität gegenüber den europäischen Nachbarn wie der EU und dem Rest der Welt und einer andauernden unterschwellig bzw. knapp wahrnehmbaren Verrohung und Stigmatisierung hinsichtlich Ausländern – in der Schweiz nennt man dies euphonisch „Dichtestress“ und übernimmt damit bereits die Wortwahl der Hetzer und Anstachler – zeigt sich nun eben in einem demokratisch entschiedenen Mehr: Gegen Ausländer. Gegen Zuwanderung. Gegen alles, was einen halt so nicht passt. Argumente oder gar Fakten sind da beiläufig, weil ja nicht emotional.

Unselige! Matthias Daum hat es in der ZEIT bereits vor der Abstimmung formuliert: „Schweiz: Ein kleines Herrenvolk sieht sich in Gefahr. Was Max Frisch vor 50 Jahren über unsere Ängste vor den Fremden schrieb, ist heute noch verblüffend aktuell.“ Daher möchte ich auf den angesprochenen Text von Max Frisch rekurrieren und ihn vollständig zitieren. Es handelt sich um ein Vorwort zum Buch «Siamo italiani – Die Italiener. Gespräche mit italienischen Arbeitern in der Schweiz» von Alexander J. Seiler, Zürich 1965, zitiert nach „Überfremdung I“ in Max Frisch: Öffentlichkeit als Partner, edition suhrkamp 209, Frankfurt 1967, S. 100.

ÜBERFREMDUNG
Ein kleines Herrenvolk sieht sich in Gefahr: man hat Arbeitskräfte gerufen, und es kommen Menschen. Sie fressen den Wohlstand nicht auf, im Gegenteil, sie sind für den Wohlstand unerlässlich. Aber sie sind da. Gastarbeiter oder Fremdarbeiter? Ich bin fürs letztere: sie sind keine Gäste, die man bedient, um an ihnen zu verdienen; sie arbeiten, und zwar in der Fremde, weil sie in ihrem eigenen Land zur Zeit auf keinen grünen Zweig kommen. Das kann man ihnen nicht übel nehmen. Sie sprechen eine andere Sprache. Auch das kann man ihnen nicht übel nehmen, zumal die Sprache, die sie sprechen, zu den vier Landessprachen gehört. Aber das erschwert vieles. Sie beschweren über menschenunwürdige Unterkünfte, und sind überhaupt nicht begeistert. Das ist ungewohnt. Aber man braucht sie. Wäre das kleine Herrenvolk nicht bei sich selbst berühmt für seine Humanität und Toleranz und so weiter, der Umgang mit dem fremden Arbeitskräften wäre leichter; man könnte sie in ordentlichen Lagern unterbringen, wo sie auch singen dürften, und sie würden nicht das Straßenbild überfremden. Aber das geht nicht; sie sind keine Gefangene, nicht einmal Flüchtlinge. So stehen sie in den Läden und kaufen, und wenn sie einen Arbeitsunfall haben oder krank werden, liegen sie auch noch in den Krankenhäusern. Man fühlt sich überfremdet. Langsam nimmt man es ihnen doch übel. Ausbeutung ist ein verbrauchtes Wort, es sei denn, dass die Arbeitgeber sich ausgebeutet fühlen. Sie sparen, heißt es, jährlich eine Milliarde und schicken sie heim. Das war nicht der Sinn. Sie sparen. Eigentlich kann man ihnen auch das nicht übel nehmen. Aber sie sind einfach da, eine Überfremdung durch Menschen, wo man doch, wie gesagt, nur Arbeitskräfte wollte. Und sie sind nicht nur Menschen, sondern anders: Italiener. Sie stehen Schlange an der Grenze; es ist unheimlich. Man muss das kleine Herrenvolk schon verstehen. Wenn Italien plötzlich seine Grenze sperren würde, wäre es auch unheimlich. Was tun? Es geht nicht ohne strenge Maßnahmen. Es herrscht Konjunktur, aber kein Entzücken im Lande. Die Fremden singen. Zu viert in einem Schlafraum. Der Bundesrat verbittet sich die Einmischung durch einen italienischen Minister; schließlich ist man unabhängig, wenn auch angewiesen auf fremde Tellerwäscher und Maurer und Handlanger und Kellner und so weiter, unabhängig (glaube ich) von Habsburg wie von der EWG. Ganz nüchtern: 500.000 Italiener, das ist ein Brocken, so groß wie der Negerbrocken in den Vereinigten Staaten. Das ist schon ein Problem. Leider ein eigenes. Sie arbeiten brav, scheint es, sogar tüchtig; sonst würde es sich nicht lohnen, sie müssten abfahren, und die Gefahr der Überfremdung wäre gebannt. Sie müssen sich schon tadellos verhalten, besser als Touristen, sonst verzichtet das Gastland auf seine Konjunktur. Diese Drohung wird freilich nicht ausgesprochen, ausgenommen von einzelnen Hitzköpfen, die nichts von Wirtschaft verstehen. Im allgemeinen bleibt es bei einer toleranten Nervosität. Es sind einfach zu viele, nicht auf der Baustelle und nicht in der Fabrik und nicht im Stall und nicht in der Küche, aber am Feierabend, vor allem am Sonntag sind es plötzlich zu viele. Sie fallen auf. Sie sind anders. Sie haben ein Auge auf Mädchen und Frauen, solange sie die ihren nicht in die Fremde nehmen dürfen. Man ist kein Rassist; es ist schließlich eine Tradition, dass man nicht rassistisch ist. Trotzdem sind sie einfach anders. Sie gefährden die Eigenart des kleinen Herrenvolkes.
Max Frisch

 

Hofrat
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30 Kommentare

  1. Ich weiss nicht wer sie sind oder was sie machen. Aber offensichtlich können sie Dinge nur oberflächlich betrachten. Weiter sind sie wohl extremistischer, wie 99% der Schweizer, die für die Initiative gestimmt haben.

    Die Initiative ändert überhaupt nichts an den Bedingungen für Ausländer, die bereits in der Schweiz sind und auch können weiterhin Ausländer in die Schweiz einwandern. Es soll einfach in einem erträglichem Mass geschehen. Ob dies einem EU-Grundsatz wiederspricht, ist uns eigentlich egal. Die EU ist nicht Gott und bei weitem nicht perfekt. Zudem will die Schweiz auch nicht nur EU-offen sein, sondern weltoffen. Gleiche Rechte für alle Ausländer sind doch viel fairer, oder hätten sie als EU-Bürger gerne den Vorzug?

    Die meisten Schweizer träumer davon auch in der Zukunft noch viel Platz in ihrem Land zu haben und vielleicht einmal Besitzer eines netten Häuschens zu sein. Wenn sie diesen Wunsch nicht respektieren können, dann verabschieden sie sich besser. Ihre herablassenden Äusserungen wirken wie ein Boomerang, denn jetzt will man sie hier tatsächlich nicht mehr.

    Gute Reise!

    1. „Die Initiative ändert überhaupt nichts an den Bedingungen für Ausländer, die bereits in der Schweiz sind und auch können weiterhin Ausländer in die Schweiz einwandern. Es soll einfach in einem erträglichem Mass geschehen. …“
      Aha, der Herr kennt schon die Spielregeln… Ich glaube das ist das Problem: jede Menge Bauern durften über etwas abstimmen, von dem sie keine Ahnung haben und wo noch keine Details bekannt sind. Pfui, im Jahr 2014 solch eine braune Sülze als Nachbarland von Deutschland zu haben, bäh. Ich hoffe Brüssel zieht eine hohe Mauer um die Schweiz, kappt die Gesamten Kommunikationsmittel und setzt die Zölle schön rauf. Dann stimmen sie wieder in ein paar Jahren alle darüber ab, wie sie aus der EU wenigstens ein paar Krümmel Brot bekommen… Pfui! So eine braune Brühe hatten wir in Deutschland vor 80 Jahren und ich dachte, dass man daraus gelernt hat. Aber CH hat ja noch keinen Kriegt erlebt – naja vielleicht kommt er jetzt…

      1. Offensichtlich nehmen sie das ganze ziemlich persönlich. Zum Glück bin ich kein Bauer, sonst würde ich ihrer Behauptung, dass Bauern grundsätzlich dumm sind, anders gegenübertreten. Aber immerhin weiss ich jetzt auf welchem Level sie sind.

        Auch scheinen sie überhaupt keine Ahnung vom Schweizer System zuhaben und kritisieren es gleich so. Die Kurzfassung: Dies ist eine Verfassungänderung und in der Verfassung wird die grobe Richtung vorgegeben. Dies muss dann vom Bundesrat und dem Parlament umgesetzt werden, was in der Regel in einem Kompromiss endet.

        Wobei, sie meinen ja, dass die Leute gar keine Ahnung hatten, über was sie abgestimmt haben. Dann verstehe ich aber auch nicht warum sie dies jetzt den Leuten übel nehmen. Da diese scheinbar gar nicht diese Absicht hatten?

        Was vor 80 Jahren in Deutschland geschah, hatte überhaupt nichts mit Zuwanderung und Überbevölkerung zu tun. Trauriger vergleich.

        Dann gehen sie zurück. Schon toll wie es da ist. Sie müssen hoffen, dass ihre Regierung etwas macht, ohne nur den geringsten Einfluss zu haben. Ich persönlich finde es bedenklich, dass Systemkritiker in den deutschen Zeitungen und Fersnehshows nicht zu Wort kommen. Aber schön wenn ihnen diese staatlich vorgegebene Einheitsmeinung gefällt.

  2. Die meisten Schweizer scheren sich offenbar nicht, was ausserhalb ihrer Grenzen geschieht, solange sie (so wie sie Herr Müller) ihr Einfamilinehausträumli träumen können. Leider begreifen sie auch nicht, wie arrogant sie sich damit dem Rest der Welt gegenüber benehmen. Hätte sich die Welt anfangs 20. Jahrhundert den auswandernden armen Schweizern gegenüber so benommen, hätten die sich hier alle gegenseitig auffressen müssen. Schade eigentlich…

    1. 1. Ich finde keine Arroganz an Träumen. Helfen sie mir bitte weiter?

      2. Diese Schweizer gingen in Länder, wo sie alles selbst aufbauen mussten. Es gäbe auch heute noch genug Länder, wo es Platz für das gibt. Aber in der Schweiz eben nicht, da gibt es ein Platzproblem.

      1. Arrogant ist es, anderen nicht zu zustehen, was man selber mal beansprucht hat (und vielleicht wieder mal beanspruchen wird.

        Platzprobleme durch Einwanderung? Schwachsinn und Propaganda, wie der Begriff der „Masseneinwanderung“. Heute beanspruchen die Schweizer über 50m2 pro Kopf. Vor wenigen Jahrzehnten waren das 25m2 und noch weniger. Und alle wollen in den Zentren arbeiten. Daher kommen ihre Platzprobleme, nicht von den Einwanderern… Wohlstandsfettleibigkeit schafft ihr Platzproblem.

        1. 1. Wie gesagt ist dein Argument mit den Amerikanischen Einwanderern nicht wirklich auf die Schweiz anwendbar. Ausserdem ist es auch kein Argument zu sagen, dass etwas vor einiger Zeit einmal war und darum soll es auch heute so sein. Wir sind nicht nachtragend.

          2. Nein, kein Schwachsinn. Der tatsächlich zur Verfügung stehende Platz bemisst sich in Landfläche. Das Argument der Wohnfläche ist ein schlecht ausgedachtes von den Gegnern der Initiative. Wir haben uns die Lebensqualität geschaffen auf 50m² zu wohnen. Darum sollen wir jetzt das Land mit 40’000 neuen Wohnungen zusätzlich belasten? Wie du siehst haben diese beiden Dinge gar nichts miteinander zu tun und sind reine Ablenkungsargumente.

          1. „Wir haben uns die Lebensqualität geschaffen auf 50m² zu wohnen“… ganz sicher völlig allein mit dem verkauf von schweizer käse und jodelmusik. ach, nee, da war ja was, bankgeheimnis, naziopfergold und ein florierender handel mit dem ach so verhassten europa sowie allen möglichen schindluderdiktaturen. sollen wir die in- und exportzahlen noch mal durchgehen, mit denen sich die schweiz schadlos prächtig hält? und sich einredet es sei ihr verdienst?

          2. Darum schuldet die Schweiz jetzt allen EU-Bürgern ein unbeschränktes Einwanderungsrecht? Diese Logik macht echt keinen Sinn. Leider (für dich) kann man nicht in der Vergangenheit Leben.

            Ich stelle mir dann auch die Frage warum es in der EU keine Personenfreizügigkeit für US-Bürger gibt. Die USA haben ja Europa wieder aufgebaut. Oder kam alles nur vom Sauerkraut?

  3. Lieber Clemens
    zum Glück gibt es ja noch knapp 50% der stimmenden Schweizer (die anderen waren noch zu faul zum Abstimmen), die nichts gegen Ausländer haben! Und ich gebe Dir recht, die EU sollte jetzt Konsequenzen ziehen und vielleicht wie Du schreibst sogar „EU-Sanktionen gegen die Schweiz, Zoll-Erhöhungen, Grenzkontrollem, Visums-Pflicht etc.“ einführen. Vielleicht kämen meine Landsleute dann wieder zur Vernunft. Ich bin sicher, dass jetzt zum Beispiel der Numerus Clausus für Ärzte aufgehoben und mehr Studienplätze geschaffen werden. Es wird massiv mehr Lehrstellen in Pflegeberufen geben, in Restaurants servieren wieder Schweizer (allerdings erst nachdem sie einen Kurs in“Freundlichkeit“ absolviert haben. Dass wir keine Deutschen Professoren an den Unis brauchen ist ja selbstredend ….
    Warten wir mal ab was jetzt passiert!
    Liebe Grüsse
    Dominik

    1. Und wo kriegts ihr die ganzen Leute her? Züchten? Da brauchts ihr wieder dütsche Bioingenieure für… Ach ne, die sind ja dann weg… 😉 Das mit der Nachfrage und Angebot hat CH noch nicht kapiert, oder? Wenn viele, viele, viele Unternehmen (die dem Land Wohlstand bringen) ganz doll viele, viele Arbeiter brauchen (Nachfrage) und das eigene Land die Nachfrage nicht befriedigen kann (weil die Mütterlis nicht genug Nachwuchs produzieren, oder der Nachwuchs zu doof ist um Ingenieur oder Informatiker zu werden ;-)) mit dem Angebot an Arbeitern, dann stockt man das Angebot auf mit Arbeitern von ausserhalb… oder geht längerfristig unter im globalen Wettbewerb… Aber Milch und Käse braucht ja auch noch jemand… Ach ja, nicht in der EU, da wirds viel zu teuer bei den zukünftigen Zöllen… 😉

      1. Ich hätte offfensichtlich noch das sarkasmusflag setzen sollen. Eben haben wur diese leute nicht, bzw wollen sie diese arbeiten nicht machen!

      2. Ähmmm, Inscheniöre, die hier leben wollen, können zum Beispiel einwandern. Kellner auch, Rechtsanwälte ebenso, Gärtner und und und. Inkl. den Familien und dem Opi. Wo wird das denn verhindert? Wer lesen kann ist im… Und wer verstehen kann, hat sogar noch einen Freistoss gut.

        Sie liefern hier leider ein ziemlich drastisches Beispiel dafür, dass direkte Demokratie nicht funktionieren könnte. Ich möchte echt nicht, dass Leute, die derart unqualifiziert argumentieren wie Sie, mitbestimmen können. Puh, da krieg ich es echt mit der Angst.

  4. Nun, staatliche Quoten für Einwanderer wird sicher keinem Schweizer ein eigenes Haus beschaffen – womit mein Vorposter Hans Müller bereits in die argumentative Falle derer getappt ist, die Stimmung gegen Einwanderer machen wollen. In einem Punkt gebe ich dem Herrn Hofrat nämlich recht: Es soll die Sache des Betriebs sein, wen er einstellt und wen nicht. Nehmen wir an, ich als Firma will eine Top-Arbeitskraft mit besten Referenzen aus dem Ausland einstellen. Aufgrund einer Quote darf er sich aber nicht in die Schweiz niederlassen. Da wäre ich als Firma weniger angetan von einem solchen Schwachsinn, wie er heute beschlossen wurde. Im Gegenteil, ich würde sogar in Erwägung ziehen, dorthin auszuwandern, wo ich meine Top-Arbeitskraft mit besten Referenzen problemlos einstellen kann, wurscht, woher sie ist. Rein von der wirtschaftlichen Seite her war dieses Ergebnis für die Schweiz ein Schuss ins Knie – für den knappe 50 Prozent, die dagegen gestimmt haben, jetzt bezahlen dürfen. Und abgesehen davon: Die Schweiz profitiert vielmehr von der EU als die EU von der Schweiz. Also stimmt die Verhältnismäßigkeit meines Vorposters auch schon mal nicht.

    1. 1. Es geht nicht nur ums Häuschen. Damit ist Lebensqualität im allgemeinen gemeint und diese hängt nicht nur von wirtschaftlichen Faktoren ab.

      2. Keiner hat ein Problem damit, wenn eine Firma auch im Ausland produziert. Im Gegensatz zum Artikelschreiber gönnen wir auch den andern eine funktionierende Wirtschaft. Es ist immer ein Geben und Nehmen.

      3. Weil wir angeblich mehr von der EU profitieren, müssen wir uns gleich deren System aufzwingen lassen? Sozusagen die Prostituierten der EU? 🙂

  5. Was soll denn Ihrer Meinung nach legitimer sein als ein direktdemokratischer Volksentscheid? Alle Gesetzestexte sind letztlich menschengemacht und es ist völlig legitim, Gesetzestexte auf direktdemokratischem Weg zu verändern. Wer ist denn hier nun konservativ oder progressiv, wenn eine solche Änderung plötzlich nicht mehr respektiert werden soll, bloss weil sie gegen die eigenen Interesse läuft? In einer direkten Demokratie werden Änderungen im Schnitt in 50% der Fälle gegen das eigene Interesse vorgenommen! Die gilt es zu akzeptieren.

    Auch störend finde ich, dass niemand der plötzlichen Demokratieverachter die konkrete Situation der Schweiz berücksichtigt. In ein winziges Land ohne Bodenschätze und mit > 23% Ausländeranteil wanderten in den Jahren seit Bestehen der Personenfreizügigkeit NETTO ZEHNMAL mehr Leute ein, als prognostiziert! 80’000 statt 8’000! Das entspricht einer Stadt von der Grösse St. Gallens oder Luzerns – pro Jahr! Selbst bei einem Land der Grösse Deutschlands würde ich so etwas als Grund gelten lassen, die Einwanderung zu begrenzen, statt grenzenlos zu belassen.

    Auch: Wo waren alle die nun Empörten vorher, als es um die DISKRIMINIERUNG der NICHT-EU-BÜRGER ging? Wenn schon mit Menschenrechten im Sinn von freier Mobilität argumentiert wird: War es denn fair und gerecht, dass EU-Bürger in der Schweiz ein Niederlassungsrecht hatten (auch ohne Job übrigens, während 3 Monaten), NICHT-EU-Bürger jedoch nicht? Nun haben wir zwar immer noch eine Klassengesellschaft in der Schweiz, aber wenigstens werden endlich alle Ausländer gleichberechtigt behandelt. Auch die EU ist eine Klassengesellschaft, nur setzt sie die Grenzen unlogischer an (sie unterscheidet zwischen guten und schlechten Ausländern – die Schweiz nur zwischen Schweizern und Ausländern).

    Wieso wird von den schlechten Verlierern nun ignoriert, dass es vielen Schweizer JA-Stimmenden auch (und zum Teil auch ausschliesslich) um eine generelle Kritik am neoliberalen Globalisierungswahn geht? Ein überholtes Modell aus den Neunzigern, das als einzige Antwort auf alles stets „Wachstum, Wachstum, Wachstum!“ proklamiert? Wo, bitte sehr, soll die Erde denn wachsen, wenn sie dann mal voll ist? Und woher sollen wir die Ressourcen (Energie, Rohstoffe) nehmen, um dieses Wachstum anzutreiben, wenn sie demnächst mal alle ist?

    Man merke sich gut: Die Schweiz hat nicht gegen die Immigration an sich gestimmt und schon gar nicht gegen bestimmte Nationalitäten. Die Schweiz hat sich aber gegen eine UNBEGRENZTE Immigration entschieden und dagegen, dass einzig die kapitalistischen Nutzniesser (die Grosskonzerne), statt die wirklich Betroffenen (das Volk) die Immigration steuern. Erst recht, wenn diese Konzerne nur von günstigen, importierten Arbeitnehmern profitieren, die dadurch steigenden Infrastruktur- und Sozialkosten jedoch von der Allgemeinheit getragen werden müssen. Gerade viele dieser Grosskonzerne bezahlen in der Schweiz kaum Steuern, sondern verschieben diese via „Double Irish and a Dutch Sandwich“ in eine Steueroase. Dass die durch die importierten Arbeitnehmern bezahlten Steuern die entstehenden Zusatzkosten nicht aufwiegen, wurde hinlänglich nachgewiesen. Für die Schweiz ein Verlustgeschäft.

    Zu guter Letzt stelle ich mir die Frage: Weshalb ziehen Sie denn nicht einfach aus der Schweiz weg? Aus ethischer Sicht kann niemand ein Recht für sich reklamieren, sich in einem beliebigen Staat niederzulassen. Letzten Endes, wenn alle Stricke reissen, ist es stets das Heimatland, das fürs eigene Schicksal zuständig ist. Die direkte Demokratie zu respektieren gehört zu den Grundprinzipien der Schweiz. Würden wir dies nicht tun, die Schweiz wäre schon wenige Jahre nach der Gründung in Bürgerkriegen untergegangen.

    1. Sensationell. Genau das macht die Schweiz aus. Mittels direkter Demokratie wird Masslosigkeiten Einhalt geboten. Wenn nur wenige profitieren und der Rest in der Tendenz verliert, wird per Volksentscheid korrigiert. Halb Europa wünscht sich diese Möglichkeit. In der Schweiz haben wir sie.

  6. Das ist nun aber ein selten wirrer Blogpost. Witzig, dass die Schweizer in die Nähe der Nazis gerückt werden. Während dem brennen in Deutschland schon wieder die Ausländerheime.

    Nein, den Nazivergleich packen Sie bitte gleich wieder ein.

  7. „Wie pervers, Menschen aufgrund ihres Reisepasses zu klassifizieren!“ Ja, mag sein. Und ist das eine CH-Eigenheit? USA, Australien, Brasilien, Russland, Japan, China, Deutschland und die EU (hoppla)… alle fröhlich mit dabei. Wie lange ist die Liste der Länder, die das nicht tun? Wenn Sie in einem Land leben wollen, welches das nicht tut, ist die Auswahl vermutlich nicht sehr gross. Ob das gut ist? Keine Ahnung. Aber es relativiert ein bisschen.

  8. Lieber Hofrat

    Ist das jetzt nicht ein wenig arg billig für einen gescheiten Menschen wie Dich so schnell auf den Wagen der dümmlichen Berufsempörten aufzuspringen? Dieser Beitrag hat noch Luft nach oben….

    Beste Grüsse
    Dubio

  9. Sich als EU-Bürger zu echauffieren – zudem noch solcherart – über ein System bzw. eine Entscheidung eines (Nachbar)Staates, welcher bewusst und gewollt von einem anderen System etwas Distanz hält, zeugt von reichlich Arroganz. Erst recht, wenn man selber davon profitiert. Künstliche Empörung, Unwahrheiten (nicht erwünscht und anderer bla) und auch Frisch-Zitate (der gut Steine werfen konnte, aber selber…) ändern da nicht viel… Es ist eine Rückkehr zum status quo ante, nicht mehr und nicht weniger. Mit allen Konsequenzen, wahrscheinlich auch ökonomischen. Kritik mag angebracht sein, aber Pamphlete disqualifizieren. (Ein Nein-Stimmer)

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