Frostbeulen, Fieber, Fettsucht, Falten im Gesicht, Fussschweiss #600Geheimnisse

Aus dem Kapitel „Körper-, Gesundheits- und Schönheitspflege“ folgen nun 4 vier weitere Geheimnisse. Geheimisse? Spinnt er schon wieder? Hat er nichts Besseres zu tun? (Doch, hätte er, aber die Verlockung des Schnöden, Schöngeistigen und Beliebigen zieht mich hinan. Übrigens: „Heute schon Goethe gelesen?„, würde @philoponus wohl fragen.) Wie sehr ich meine unregelmässig regelmässigen Geheimnisverletzungen begehe, zeigt sich allein schon daran, dass es beim letzten Mal um Backtipps für die Adventszeit ging.

Doch nun zu den wichtigen Themen.

402. Falten im Gesicht.
Koche die grünen Zapfen der Edeltanne und wasche mit diesem Wasser, das vorher durch ein Leinentuch gedrückt wird, vor dem Schlafengehen das Gesicht.

Ou Mann, wo steht denn schon wieder die nächste Edeltanne? Nordmanntannen gibts von Oktober bis Dezember im Baumarkt, Silbertannen kenne ich noch aus der Kindheit. Dazu fällt mir noch ein „Maiwipferlsaft“ ein: Den hat die Oma der beiden Mädels aus der Stattegger Nachbarschaft (die „Schwarzl-Oma“, wers genau wissen will) gemacht, und gepflückt haben wir die „Maiwipferln“ zwischen der Leber und dem Schöckel. Ziemlich lang her. Blöd nur, dass Maiwipferln ja eigentlich die frühen Triebe von Fichten sind und nichts mit Tannen zu tun haben. Und es doch um Falten im Gesicht ging – die die Schwarzl-Oma hatte. Egal. Hier noch schnell das Rezept:

Maiwipferlsaft – die Zutaten:

  • 20 dag Maiwipferl
  • 50 dag Zucker

Zubereitung:
In ein Rexglas (Einmachglas) eine Lage Maiwipferln (wie gesagt, die neuen Triebe einer Fichte) legen, darüber eine Lage Zucker streuen und so lange abwechselnd wiederholen, bis das Glas voll ist oder man keine Maiwipferln mehr hat. Denn die Menge der Maiwipferln und des Zuckers richtet sich nach der Größe des Rexglasels.

Wenn das Rexglas voll ist, wird es gut verschlossen und für vier Wochen an die Sonne gestellt. Danach abseihen (soweit ich mich erinnern kann, hats damals geheissen, es dürfe kein Metallsieb sein – warum auch immer) und in desinfizierte (wir haben damals ein paar Wochen gekauften Verdünnsaft haben dürfen, damit es Flaschen zum Befüllen gab) Flasche füllen. Gekühlt und dunkel gelagert hält der Maiwipferlsaft ein Jahr.

Verwendung:

  • Bei Husten täglich 2 mal je ein Kaffeelöfferl vom Maiwipferlsirup einnehmen (man muss „einnehmen“ schreiben, weils ja jetzt gerade ein Medikament ist und nichts Genussvolles. Wäre es ein Genuss, würde man es wohl neutral formulieren…).
  • Auch für Kinder geeignet.

403. Fettsucht.
Trinke täglich 3 Weingläser reinen Apfelwein oder Tee aus Kümmel, Schafgarbe und Pfefferminz, sonst nichts.

Es ist nicht erwiesen, wie sich die Beimischung von Maiwipferlsaft in den Kümmeltee auf die Fettsucht auswirkt. Ansonsten gilt für Abnehmwillige wohl eher FDH und Bewegung und ein Lebenswandel, der es dem Körper ermöglicht, sich darauf einzustellen und den Energie-/Fetthaushalt daraufhin abzustimmen. Und überhaupt: Fettsucht klingt gar nicht fein!

404. Fieber
Ein erfrischender Fiebertrank ist Zitronensaft mit Wasser verdünnt. Kalte Fuss- und Wadenpackungen.

Und wenn mir jetzt der Maiwipferlsaft aber so viel besser schmeckt? Und Husten kommt ja eh häufig auch mit Fieber. Passt eh ganz gut.

405. Frostbeulen
Siede eine Handvoll Rottannenzweige 10 Minuten lang im Wasser, in welchem man nachher die betroffenen Glieder badet. Dies ist einigemale in kurzen Abständen zu wiederholen. Die Frostbeulen verschwinden für dauernd.

Schon seltsam: Hört man heute Frostbeulen, denkt man an verrückte Extremsportler und Sich-es-selbst-beweisen-müssen-Typen, die in Sommersandalen auf den Mt. Everest latschen und dann einen Zehen verlieren. Man staunt über sie wie über eine Zirkusnummer. Aber dass Zentralheizungen noch gar nicht so lang Standard sind, dass jede Wohnung ihren eigenen Holz- oder Kohlenofen hatte (und wie das gestunken haben muss, ganz zu schweigen von der Luftqualität in Städten…) und dementsprechend Erfrierungen durchaus ein erwartbares Problem waren, verdränge ich einfach. Wohl wissend, dass in der Wohnung meiner Grosseltern bis 2001 der holzbefeuerte Badofen für Warmwasser sorgte…

406. Flechten
Hopfen in Ziegenmilch abkochen.

Diese Business-Idee sei all jenen Wellnessjüngerinnen und -jüngern geschenkt, die ein neues Produkt brauchen. Mein Vorschlag: Eine Behandlung 120 Währungseinheiten, bestehend aus 30 Minuten Baden der Flechten-befallenen Hautstelle in diesem Sud.

407. Fussschweiss.
Wöchentlich drei Fichtennadelbäder und einpudern.

Edeltanne, Fichte, Silbertanne, Rottanne. Maiwipferl. Oder einfach waschen und Baumwollsocken und auch mal barfuss gehen. Und Schuhe kaufen, die nicht nur Plastic-fantastic sind.

Vermutlich mache ich mich demnächst auf die Suche nach einem Nadelwald mit Fichten und setze meinen eigenen Maiwipferlsaft an.

Hofrat
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