Es kam, wie es kommen musste: Weihnachten. Musste, weil es jedes Jahr kommt. Und wie jedes Jahr versammelte sich die Schuster-Family um den Statteggerischen Christbaum, sang unter anderem das obligate Medley, staunte und freute sich und beschenkte sich.
Aufgrund der Tatsache, dass der Geschmack des grossen Bruders (i.e. ich) betreffend Kleidungsstücken, insbesondere Hosenwahl und deren Länge (Hochwasser!) von seinen beiden Schwestern seit Jahren, um nicht zu sagen Jahrzehnten mehr oder weniger, je nach dem, wer gefragt wird, in Frage gestellt wird, gab es auch heuer eine grosse Freude: Holzfällerhemd in blau-kariert und Weste in darkblue, beides von Hollister – der Abercrombie&Fitch Hoodie war letztes Jahr unterm Christbaum, ebenso das Parfum. Und beim USA-Aufenthalt Anfang 2011 wurde nicht nur eine Filiale von A&F gestürmt und die Kreditkarte ausgereizt. Aber was tut man nicht alles dafür, dass die Damen Schwestern irgendwann einmal darüber befinden werden, dass doch Ansätze von Stil zu wirken beginnen…
Weihnachten vorbei, erster Arbeitstag zwischen den Jahren und flott frisch eingekleidet. Und das Schicksal nahm seinen Lauf:
…war meine Frage an die p.t. Twitter-Community. Darf man, wenn man „… norddeutscher BWL-Student, Surfer auf Hawaii oder in NY in den Ferien ist.„, oder auch „mal was ganz Unanständiges. Go for it!!„, aber auch die Gravität meines Problems wurde angezweifelt: „Deine Sorgen möcht ich haben…..„.
Eine Lösung brachte mir nur @kohlenklau, nämlich mich an @FRAGFRAUFREITAG zu wenden, sie wüsste schon Rat:
Gesagt, getan. Doch unerwartet, aber mit grosser Freude, kam am 31.12.2011, dem Silvesterabend dieses Jahres, eine Antwort. Und nicht nur eine Antwort, eine grossartige Antwort!
Eine Antwort, die „auf den ersten Blick eine kurze und schlichte Markenfrage zu sein“ schien, aber doch „die Abgründe, die sich hinter der Frage auftun“, erkannte. KaFi wusste nämlich: „Ihre Frage ist philosophischer, wenn nicht gar auch noch politischer Natur.“
Und somit muss nun die der gesamte Text dieser schwerwiegenden Frage hier widergegeben werden, wiewohl dies die Lesbarkeit dieses Blogposts doch erheblich strapazieren mag; seis drum!
DARF MAN ZU WESTE&HEMD VON HOLLISTER DAS PARFUM VON ABERCROMBIE TRAGEN?, PETER K., 34
Lieber Herr K
Diese Frage scheint ja auf den ersten Blick eine kurze und schlichte Markenfrage zu sein, aber ich wäre ja nicht Frau Freitag, wenn ich nicht die Abgründe, die sich hinter der Frage auftun, erkennen würde. Weil Sie fragen mich ja nicht etwa nur, ob grün zu hellblau passt oder ob man derbe Boots zu Anzugshosen kombinieren darf. Sie gehen weiter, viel weiter. Es mag dem unbescholtenen Leser jetzt vielleicht entgehen, aber Ihre Frage ist philosophischer, wenn nicht gar auch noch politischer Natur.
Nun muss man wissen, was es mit Abercrombie & Hollister auf sich hat. Es sind nicht nur zwei amerikanische Marken, sondern sie sind eigentlich Schwestern. Abercrombie & Fitch die etwas ältere, gesetztere und Hollister die jüngere Teenie-Schwester. Und doch möchte ich mich nicht falsch verstanden wissen. Wenn ich von ‘gesetzter’ spreche, so bedeutet das in diesem speziellen Fall, dass A&F junge Menschen um die 19einhalb anspricht, während die etwas günstigere Hollister Schwester als Einstiegsdroge für Menschen zwischen 12 und 19einhalb fungiert. Etwas überspitzt formuliert. Und so könnte Ihre Frage denn auch lauten, “darf man zu Weste&Hemd von Banana Republic das Parfum von Old Navy tragen?” oder aber das selbe Spiel mit den Marken COS und H&M.
So weit, so gut. Nun ist es so, dass ich die Marken A&F, sowie Hollister als Schweizerin, die viel zu selten in New York City ist, nur sehr schlecht kenne. Das meiste, was ich darüber weiss, verdanke ich meinem Beraterstab an drei zuckersüssen Nichten im Alter zwischen 13 und 18 Jahren, welche ihre Tante ab und an mit Informationen aus der Teeniewelt eindecken. Zwei der liebenswerten Nichten haben jüngst ihre Tante für ein paar Tage in Zürich besucht und da wurde nicht nur über süsse Jungs, sondern auch über superkuschelige Hoodies debatiert und darum bin ich jetzt für Ihre Frage bestens gewappnet.
Mal abgesehen von dieser philosophisch-politischen Dimension, ob es ratsam ist, sich in derselben Familie an verschiedenen Töchtern zu vergreifen, besteht die Frage, ob der Duft von A&F zu einem Manne in Ihrem Alter passt. Ich kenne den Duft selber leider nicht, aber mein oben erwähnter Beraterstab hat eine sehr dezidierte Meinung dazu und die möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Der Duft soll sehr aufdringlich sein und hat den grossen Vorteil, dass man den Träger über grosse Distanzen und auch bei schlechten Sichtverhältnissen orten kann. Darüber hinaus wird der Duft als passend zu jüngeren Männern bezeichnet. Wir wissen wohl beide, was dies aus dem Munde von Menschen unter 20 Jahren zu bedeuten hat…
ABER und nun kommt der vielleicht wichtigste Teil meiner Antwort: Tragen Sie den Duft und die Weste und das Hemd, wenn Sie daran Freude haben. Ich habe vor ein paar Jahren die Parfum-Bibel von Luca Turin gekauft und darin benotet er meinen Lieblingsduft mit einem von fünf möglichen Sternen und analogisiert ihn überdies mit einem WC-Duftstein. Dies war ein herber Schlag, hatte ich in meinem Leben doch so einige Duty-Free-Regale leergekauft. Ich liess den Duft ein paar Wochen links liegen und ging mit der Liste der 5-Sterne Parfums auf die Jagd. Ich probierte all die edlen, schweren Düfte und ich fiel regelmässig an Parfum-Countern in Warenhäusern in Ohnmacht ob all der üppigen Opulenz. Lange Rede – kurzer Sinn; ich trage heute wieder den von Turin verteufelten Duft und ich liebe ihn nach wie vor heiss und innig. Und so soll es auch Ihnen gehen, wenn Sie das Parfum von A&F mögen, dann tragen Sie es. Was spielt es für eine Rolle, für wen es konzipiert wurde und was sich Marketing-Heinis dazu ausgedacht haben. Ich werde bei Gelegenheit in der schweren Bibel nach dem Duft suchen, im Moment ist sie leider verschwunden. Vermutlich presst mein Sohn Blumen darin und verleiht dem Buch damit eine neue, sehr sinnliche Bedeutung.
Mit welchem Parfum auch immer – rutschen Sie gut ins neue Jahr!
Herzlich, Ihre Kafi.
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Das ist wohl die einzig wahre, richtige und wohlüberlegte Antwort auf die Frage. Abgesehen von 42. Ich bin ein großer, großer Fan dieses Blogs.
Herzlichst,
Entchen
Hehe! Wirklich eine tolle sehr informative Antwort! Damit rechnet man wohl eher nicht, wenn man nur einen Tweet absendet! 🙂
Zum Thema: Ja, die gute Dame hat Recht, Hollister ist eher an die Teenager-Zielgruppe, A&F an die Twens gerichtet. Es gab auch mal eine Marke RUEHL, die sich an die End-Zwanziger bis Mitte 30-Jährigen gerichtet hat, ebenfalls aus dem Hause Abercrombie, aber als ich z.B. diesen Shop in NYC aufsuchen wollte, war er schon verschwunden…ob es die Marke noch gibt, weiß ich nicht.
Ich denke, diese Stereotypen gibt es hier Europa eh nicht ganz so streng! In den USA ist es wirklich stark nach Highschool (Hollister), College (A&F) und Uni bzw. Job-Starter (RUEHL) gestaffelt. Ich sage einfach: Wir Europäer machen diesen Trend nicht mit! 😉
…zumal wir die Marken ja erst seit kurzer Zeit hierzulande erwerben können!
Zu den Düften kann ich sagen, ich mag sowohl den von Hollister, als auch den von A&F und kombiniere sogar beide auch mit Klamotten von Ralph Lauren, Hilfiger oder H&M…klingt verrückt, ich weiß! 😉