29.9. 23.50 GMT/16.50 CST/18.50 EST/30.9. 0.50 CET/30.9. 1.50 EET (fertig geschrieben 30.9. 11.05 CET/10.05 GMT/5.05 EST/3.05 CST, Flight AA 6731 = BA 866 LHR-BUD)
Grad wirds finster über dem Atlantik, ein paar Turbulenzen liessen den Captain das „Fasten-Seatbelts“-Zeichen einschalten, die Inflight-Entertainment-Elektronik ist ausgefallen und gleich wird das Dinner serviert. Eine lange-kurze Nacht steht mir bevor: Gefühlt ist es späterer Nachmittag (vgl. CST), draussen beginnt die Nacht auf 330000 Fuss über dem Meer und in Rumänien bleiben gerade noch 4 Stunden Schlaf, bis die Sonne wieder auf dem Horizont erscheint. In den nächsten Wochen und Monaten wirds keinesfalls besser werden, die MyJourney-Trips sind nach Bangladesch (+6 Stunden) und nach Nicaragua (-8 Stunden, jeweils bezogen auf die mitteleuropäische Zeitzone Central European Time CET). Ich muss mir wohl ein paar Jetlag-Strategien entwickeln, obwohl ich eigentlich nicht anfällig bin.
Zwischen den Zeiten zu pendeln drückt in etwa aus, was ich im Moment erleben darf: Einerseits Zeitzonen, anderseits Entwicklungszeit. Letzteres ist Dank #MyJourney eine ganzheitliche udn integrale Erfahrung: Aus dem wohl reichsten und entwickeltsten Land der Welt, der Schweiz, mit einem österreichischen bzw. (mittel-) europäischen Horizont und den gewohnten Standards gehe ich nun in die ärmsten Länder dieser Welt und erlebe hautnah, was es heisst, kein fliessendes Wasser zu haben. Ich bin nun wirklich kein leidenschaftlicher Wasser-aus-der-Leitung-Trinker, und auch Botted-Water kaufe ich höchst selten, aber auf mindestens ein mal täglich duschen, Zähne putzen, Hände waschen will ich eigentlich schon nocht verzichten.
Und dann steht man in der Community Los Mercados im ADp Xochitlepec und erfährt von einem Mann, Mitte 50, vom Leben gegerbt, dass es für ihn das Grösste sei, seit etwa zwei Jahren bei sich zuhause den Wasserhahn aufdrehen zu können und zwei Mal in der Woche frisches, sauberes Trinkwasser zu bekommen. Seit wann gibt es in Europa in jeden Haushalt eine Wasserleitung? Wie viel Liter verbraucht der Durchschnittsamerikaner täglich? Gar nicht zu sprechen von der Nahrungsmittelproduktion, insbesondere die (Rind-) Fleischproduktion? Nun, keine Frage esse ich sehr gern ein richtig geiles Beef Steak, raw-medium, gern dann auch in der amerikanischen XL-Variante.
Ok, ich fühle mich dabei nicht schlechter und habe auch nicht den Eindruck. damit jemand anderem etwas wegzuessen. Oder eben den Bewohnern von Los Mercados ihr Wasser zu dezimieren. Aber ziemlich eindrücklich bleibt mir, dass es nicht aufs Ausreizen des letzten Stückchens Luxus ankommt, dass das Ausbeuten von Ressourcen, sowohl natürlichen wie menschlichen, nicht das letzte Ziel sein kann. Entwicklung für mich heisst nun wohl, bewusster leben, aktiver verzichten, persönlich sich selbst einzuschränken und damit Lebens-Raum zu schaffen für die Entwicklung anderer. Auf dass sich zumindest die zum Leben nötigen Fragen für alle gleich beantworten lassen: Menschenrechte sind zu aller erst eben Lebensrechte, egal in welcher Zeitzone.